Newsletter Persönlichkeit wagen - Nr. 18

Persönlichkeitswachstum, Newsletter

"Die Welt, soweit wir sie erkennen können, ist unsere eigene Nerventhätigkeit, nichts mehr."
(Friedrich Nietzsche, 1844-1900, deutscher Philosoph)

Subjektive Wirklichkeit - Wahrnehmung ist individuell

Willkommen - schön, dass Sie dabei sind!

Beim Fotografieren habe ich gelernt, dass ein Motiv im richtigen Licht dargestellt werden muss, wenn es das Auge des Betrachters auf sich ziehen soll. Das Auge blickt automatisch dorthin, wo eine Lichtquelle etwas sichtbar macht, wo eine helle oder weiße Fläche leuchtet. DAS ist es, was wir als erstes wahrnehmen, was wir intuitiv als Hauptsache und damit als Bildmotiv erkennen.

Wenn es also beim Betrachten von Bildern eine "automatische" Blickrichtung gibt - vorgegeben von Lichtreflexionen, bestimmt durch helle und dunkle Flächen - dann dürfen wir annehmen, dass diese Gesetzmäßigkeit auch für unsere Wahrnehmung der Welt zutrifft. Wir sehen die Welt, in der wir uns bewegen, zwar als ein ganzes Bild, aber unser Blick macht sich zunächst spontan an bestimmten Objekten fest, bevor das Auge weiterwandert.

 

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Selbstexperiment

Diese Gesetzmäßigkeit des Sehens und Wahrnehmens möchte ich selbst ausprobieren. Während ich hier im Garten sitze und dies schreibe, nehme ich mir deshalb nun die Zeit, mir meine Umgebung genauer zu betrachten.

Wildrose
Eine weiße Wildrose inmitten eines Meeres von Grün
zieht meine Aufmerksamkeit auf sich.

Margeriten

Eine vereinzelte Gruppe von Margeriten schaukelt sachte im Wind.

Blüten

Kleine gelbe Blüten leuchten vor grauen Steinen.

 

Es stimmt also: Automatisch wird mein Blick auf etwas gelenkt, das stärker reflektiert und sich so von seiner Umgebung abhebt. Wenn dies nun auch kein überraschendes Ergebnis ist, macht es mir doch noch einmal ganz bewusst, dass mein Auge auswählt, dass es Ausschnitte eines Gesamtbildes sieht, dass ich die Welt erkenne - aufgrund meiner "Nerventhätigkeit" wie Nietzsche es ausdrückt.

Sind Sie neugierig geworden? Möchten Sie diese Erfahrung selbst machen? Vielleicht sehen Sie sich auch einfach einmal um - dort, wo Sie jetzt gerade sitzen, während Sie dies lesen.
Was zieht Ihren Blick an?
Was nehmen Sie in Ihrer Umgebung wahr?
Wovon bzw. wohin wird Ihr Blick gelenkt?

 

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Nur eine Interpretation

Der Blick wird also automatisch angezogen und auf bestimmte Objekte gelenkt. Trotzdem: Die Interpretation der Welt nimmt jeder Mensch anders vor. Wahrnehmung ist individuell. Was das Auge sieht (und alles, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen), läuft über innere Filter, noch bevor es im Gehirn ankommt. Die wichtigsten Filter sind eigene Erfahrungen und Erlebnisse. Hinzu kommen noch besonders ausgeprägte Interessen und schließlich auch das, worauf unsere Gedanken gerade besonders gerichtet sind. Was durch dieses komplexe System hindurch geht, das kommt bei Herz und Verstand an. Die Welt um uns herum erkennen wir innerlich. Nachdem wir sie auf unsere eigene Weise interpretiert haben.

Buddha vermittelt diese tiefe Wahrheit seinen Mönchen in einem Gleichnis:

Einmal wandte sich eine Anzahl Jünger an den Erhabenen; sie sagten: "Herr, hier bei Sawatthi wohnen viele Asketen und Brahmanen, Wanderasketen verschiedener Richtungen, die ständig miteinander hadern und streiten ... Was denkt der Erhabene über sie?" Buddha antwortete: "Ihr Mönche, diese zänkischen Männer gleichen den Blinden ... Ehedem lebte in eben diesem Sawatthi ein gewisser König. Und dieser König, ihr Mönche, richtete eines Tages das Wort an einen seiner Leute: ,Geh, Mann, und bring alle Blindgeborenen in Sawatthi an einem Ort zusammen ... und zeige ihnen einen Elefanten.' Der Mann tat, wie ihm geheißen, zeigte den Blindgeborenen den Elefanten und sagte: ,So ist ein Elefant, ihr Blindgeborenen.' Einem wies er den Kopf des Elefanten, dem zweiten die Ohren, dem dritten einen Stoßzahn, anderen den Rüssel, den Rumpf, einen Fuß, das Hinterteil, den Schwanz, das behaarte Schwanzende. Und allen erklärte er, dass das ein Elefant sei.
Dann aber, ihr Mönche, begab sich der König zu den Blindgeborenen und sprach zu ihnen: ,Blindgeborene, habt ihr auch den Elefanten angesehen?' - Ja, Majestät, wir haben uns den Elefanten angesehen.' - ,Sagt, ihr Blindgeborenen, wie ist denn ein Elefant?' Die unter den Blindgeborenen, ihr Mönche, die sich den Kopf des Elefanten angesehen hatten, sagten: ,Majestät, wie ein Kessel ist ein Elefant.' Die, welche sich das Ohr des Elefanten angesehen hatten, sagten: ,Wie eine Worfel ist ein Elefant.' Die, die sich den Stoßzahn des Elefanten angesehen hatten, sagten: ,Wie eine Pflugschar ist ein Elefant.' Die unter den Blindgeborenen, ihr Mönche, die sich den Rüssel des Elefanten angesehen hatten, sagten: ,Wie die Stange am Pfluge ist ein Elefant.' Und so ging es auch bei den anderen. Je nachdem, ob sie Rumpf, Fuß, Hinterteil, Schwanz oder behaartes Schwanzende kannten, verglichen sie den Elefanten mit einem Kornspeicher, einem Pfeiler oder Mörser, einer Keule oder einem Besen. Und unter dem Geschrei: ,So ist ein Elefant, ein Elefant ist nicht so; nicht so ist ein Elefant, ein Elefant ist so!' wurden sie mit den Fäusten gegenseitig handgemein. Der König aber, ihr Mönche, war darüber höchlichst ergötzt."

 

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Familienspaziergang

Geht eine Familie durch eine fremde Stadt und fragt man später danach, was jeder von ihnen gesehen hat, dann wird jeder eine andere Geschichte erzählen.

Der Vater erzählt vielleicht von tollen Autos auf den Straßen, er hat sicher hübsche Mädchen gesehen und auch ganz nebenbei verschiedene Heimwerkerläden registriert. Je nachdem, welche Hobbys er ausübt und was sonst Bedeutung für ihn hat, sind ihm noch weitere Dinge aufgefallen.
Die Mutter, die einen Kinderwagen mit einem Dreijährigen schiebt, hat schnell erkannt, ob es sich um eine kinderfreundliche Stadt handelt oder nicht. Das ist ihr wichtig. Sie nimmt beim Spaziergang Blickkontakte mit anderen Kindern und Frauen auf, sie sieht im Vorbeigehen hübsche Kleider für sich oder für die Kinder, und je nach weiteren persönlichen Interessen hat sie noch andere Besonderheiten entdeckt.
Das Kind erlebt seine Welt auf der Blick-Ebene des Dreijährigen. Kinderaugen ziehen sich gegenseitig magisch an, Buntes erregt Interesse und alles, mit dem man spielen könnte, das gut schmecken könnte oder das einen anderen Spaß verspricht, fesselt die Aufmerksamkeit des Kindes.

Die gleiche Szene. Drei Perspektiven. Drei Wahrnehmungen. Das Abbild der Welt, das jeder in seinem Kopf produziert, ist eine subjektive Wirklichkeit.


 

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Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose...

 

Wildrose  Rose  Rose

Drei Perspektiven. Drei Betrachtungsweisen. Die gleiche Rose.
Als Fotografin habe ich alle drei Standpunkte eingenommen und es wird deutlich: Je nachdem, von welcher Seite aus wir ein Ding anschauen, sieht es völlig anders aus.

Ein Meister des Perspektivenwechsels war Leonardo da Vinci. Er betrachtete alles mit umfassender Neugierde und aus unterschiedlichen Richtungen.
Außerdem näherte er sich auch handwerklich einem Thema von Interesse auf vielfältige Weise: Er skizzierte, zeichnete, vermaß, malte, fertigte Skulpturen, baute Modelle und erfand schließlich Neues.

Die Vielfalt jedes einzelnen Dinges und Themas faszinierte ihn. Er wollte nicht nur sehen, wie die Welt aufgebaut ist und wie sie funktioniert, sondern er wollte sie aus der Sicht verschiedener Perspektiven und Anschauungen verstehen. Seine genauen Beobachtungen haben ihn befähigt, mehr zu sehen als andere Menschen und er konnte deshalb akzeptieren, dass jeder seine eigene Wahrheit hat.


"Ich kann anderen ihre Wahrheit lassen."

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Dies ist eine der 70 Bild-Affirmationskarten der Reihe "Ich bin da." Affirmationskarten im Hosentaschenformat.
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Informationen zu dem Thema: Affirmationen nutzen

 

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Ein Ding - eine Wahrheit?

Nur eine Seite eines Dings zu sehen, ist also niemals die ganze Wahrheit. Wer von uns möchte jetzt noch behaupten, er wüsste wie ein Elefant "ist" oder wie eine Rose "wirklich" aussieht?  persoenlichkeitswachstum

In diesem Sinne - bleiben Sie achtsam und machen Sie sich IHREN Blickwinkel immer wieder einmal bewusst!

Ihre
Konstanze Quirmbach

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