Newsletter Persönlichkeit wagen - Nr. 55

Persönlichkeitswachstum, Newsletter

"Das Verständliche an der Sprache ist nicht nur das Wort selber."
(Friedrich Nietzsche, 1844-1900, deutscher Philosoph)

Einander verstehen - bewusst kommunizieren

In diesem Newsletter:

Willkommen - schön, dass Sie dabei sind!

Wenn wir mit anderen reden, wünschen wir uns, dass sie uns verstehen. Das kann schwieriger sein, als es sich zunächst anhört. Manche plappern vor sich hin, ohne wirklich etwas zu meinen. Andere verstecken, was sie sagen möchten, in Witzen oder Randbemerkungen. Einige erwarten, dass andere ahnen, was sie sich wünschen, ohne dass sie es überhaupt sagen.
Das sind nur drei Beispiele für sehr beliebte Kommunikationswege ohne klare, verständliche Worte. Kommt Ihnen irgendetwas davon bekannt vor?

Miss-verständnis

Was einer sagt und was andere verstehen, ist nicht immer dasselbe. Ein nachvollziehbares Beispiel:

"Hier ist es so wahnsinnig heiß!" - sagt Hilde (gerade in die Wechseljahre gekommen).
'Immer muss sie mir Vorwürfe machen! Ich hasse das ...' - denkt Heinz (er versuchte gestern die Heizung zu reparieren) und vertieft sich stur in seine Zeitungslektüre.
'Mensch! Immer ich! Kann sie sich nicht selbst das Fenster aufmachen?' - murrt Stefan innerlich, geht zum Fenster und öffnet es (fühlt sich als Sohn immer aufgefordert, für seine Eltern das Richtige zu tun).

Zu richtiger, verständlicher Kommunikation gehören mehr als nur Worte. Jeder interpretiert Worte, die er hört, in seinem eigenen Verständnis-Kontext. Das erklärt zum Beispiel, warum wir manchmal gar nicht den Ärger unseres Partners verstehen können - wir haben doch nur gesagt, wie es uns geht! Was regt der sich jetzt so auf? Doch beim Partner ist nicht unsere Befindlichkeit, sondern nur ein Vorwurf angekommen, denn das entspricht seiner Befindlichkeit.

Auch unausgesprochene Worte kommen an. Blicke, Mimik, Körperhaltungen erzählen ganze Geschichten. Und häufig beziehen die Betrachter das alles auf sich selbst, anstatt die Geschichte der erzählenden Person zu "hören". Ob es am Interesse mangelt oder an der Selbstbezogenheit, an eigener Unsicherheit oder Ignoranz, kann nur der Betroffene selbst wissen - vorausgesetzt, er möchte es wissen.

"Das Verständliche an der Sprache ist nicht nur das Wort selber,
sondern der Ton, die Stärke, Modulation, Tempo,
mit denen eine Reihe von Worten gesprochen wird,
kurz die Musik hinter den Worten, die Leidenschaft hinter der Musik,
die Person hinter der Leidenschaft:
alles das also, was nicht geschrieben werden kann."

Friedrich Nietzsche

Bewusst kommunizieren

Mein Credo ist (viele kennen es schon): Achtsam sein und zunächst bemerken, was ist! Wenn mir bewusst ist, was jemand sagt und wie ich es selbst verstehe, wie ich es auch miss-verstehen könnte, kann ich viel eher auf gleicher Ebene mit meinem Gegenüber reden. Ich kann mich bemühen, zumindest klare Worte zu finden. Wenn wir die folgenden vier Grundsatzfragen beherzigen, wird die Kommunikation besser glücken:

Die Klärung dieser Fragen hilft unangemessene Reaktionen und Missverständnisse vermeiden.

Nicht zu vergessen: Mit unserer Reaktion auf eine Äußerung "outen" wir uns selbst. Für den guten Beobachter wird offensichtlich, auf welcher Ebene das Gesagte angekommen ist.

Heinz reagiert in dem Beispiel auf der Bauchebene mit Ärger. Offenbar lösen Hildes Worte einen innerlichen Vorwurf aus, den er an sich selbst richtet: "Ich sollte eigentlich die Heizung reparieren können! Das darf eine Frau von ihrem Mann erwarten ." - so oder ähnlich könnte sein innerer Dialog beginnen. Davon sagt er jedoch nichts, sondern seine Reaktion ist eine andere. Eher eine Nicht-Reaktion, ein Sich-Verstecken und So-tun-als-hätte-er-nichts-gehört. Möglich wären auch Abwehr gewesen und Gegenangriff, auch das ein häufiges Muster in solchen Fällen von Selbstvorwurf. Fight or flight, Angriff oder Flucht.

Stefan reagiert als Sohn auf einer anderen Ebene. Er hört mit dem Apell-Ohr und glaubt, seine Mutter habe eine versteckte Aufforderung an ihn ausgesprochen. Obwohl es ihm stinkt, dass er aktiv werden soll, wo sich andere faul zurücklehnen, führt er schweigend und im vorauseilenden Gehorsam den vermeintlichen Auftrag aus. Auf Dauer führt dieser "Gehorsam" zu Ärger gegenüber anderen - und bei achtsamer Selbstbeobachtung auch irgendwann zu berechtigtem Ärger gegenüber sich selbst, wenn Stefan versteht, dass er die Entscheidung zum Gehorsam selbst trifft.

Hilde dagegen beabsichtigt weder das eine noch das andere. Sie wollte lediglich ein wenig Mitgefühl für ihre Hitzewallungen, die sie als sehr unangenehm empfindet. Sie wollte "eigentlich" ein wenig bedauert werden. Doch danach hat sie nicht mit Worten verlangt ...


Frauen, die lange ein Auge zudrücken, tun es am Ende nur noch um zu zielen."
Humphrey Bogart

Die 3 Siebe

Der Sprecher kann Missverständnisse vermeiden, im dem er/sie das Anliegen besser und genauer formuliert. Hilde hätte ja durchaus sagen können "Bedauert mich doch mal, bitte! Dieses Schwitzen ist so unangenehm!" Hat sie aber nicht gemacht, und deshalb konnten andere ihre Worte völlig anders auslegen.

Jetzt möchte ich nur noch eine Geschichte mit Ihnen teilen. Der Rest ist Schweigen . Jeder darf das Geschriebene für sich selbst weiter interpretieren.  lachen

Die 3 Siebe

Eines Tages wurde der Philosoph Sokrates von einem Mann besucht.
"Hör zu!", sagte der Mann. "Ich will dir mal etwas über das Benehmen deines Freundes erzählen."
"Halt ein!", forderte Sokrates. "Bevor du mir die Geschichte erzählst, solltest du sie unbedingt vorher durch die drei Siebe geben."
"Welche drei Siebe?", wunderte sich der Mann.
"Nun, zuerst solltest du deine Gedanken durch das Sieb der Wahrheit geben", riet ihm Sokrates. "Hast du auch geprüft, ob das, was du mir erzählen wirst, auch wahr ist?"
"Ob die Geschichte wahr ist, weiß ich nicht", sagte der Mann. "Ich habe diese Geschichte selbst nur gehört." "Aber ich nehme doch an, dass du deine Geschichte durch das Sieb der Güte hast gehen lassen", fuhr Sokrates fort. "Die Geschichte, die du mir erzählen wirst, ist doch eine gute Sache, oder?"
"Aber nein, im Gegenteil!", rief der Mann.
"Aha", bemerkte der Philosoph. "Kommen wir wenigstens zum dritten Sieb. Hat die Geschichte, die du mir erzählen wirst, denn einen Nutzen?"
"Nutzen? Nicht unbedingt", überlegte der Mann.
"Dann will ich diese Geschichte auch nicht hören", entschied Sokrates. "Wenn das, was du mir erzählen wirst, weder wahr noch gut ist und noch nicht einmal einen Nutzen hat, rate ich dir, sie am besten gleich selbst zu vergessen."

Was ich Ihnen noch sagen möchte ...

.... gleich ganz direkt, damit es nicht zu Missverständnissen kommt: Ich freue mich, wenn Sie sich auf Ihrer Einkaufliste mein neues Buch vormerken. Nein, noch besser: Bestellen Sie es doch jetzt gleich.

Persönlichkeit wagen, Newsletter-Sammlung

Konstanze Quirmbach
Persönlichkeit wagen
spontaner • bewusster • lebendiger
Band 1

Ende September, spätestens Anfang Oktober wird es rechtzeitig zur Buchmesse druckfrisch angeliefert.

Der Titel verrät schon ein wenig, worum es inhaltlich geht. In überarbeiteter Version steht nun eine Sammlung der ersten 18 Newsletter als Band 1 kurz vor der Veröffentlichung. Halb Ratgeber, halb populärwissenschaftliche Unterhaltung greife ich verschiedene Themen zu Möglichkeiten persönlicher Entwicklung auf - wie Sie es von mir gewohnt sind.

Schauen Sie doch in unserem Shop vorbei! Und dann bestellen Sie - ganz spontan.

In diesem Sinne, gönnen Sie sich etwas, in dem Sie für sich Wahrheit finden, das eine gute Sache ist und gleichzeitig etwas sehr Nützliches!

Machen Sie es gut und bleiben Sie achtsam,
bis zum nächsten Mal!

Ihre
Konstanze Quirmbach

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