Newsletter Persönlichkeit wagen - Nr. 57

Persönlichkeitswachstum, Newsletter

"Durch uns selbst bewirken wir, dass ein Gedanke in uns selber Wurzeln fasst."
(Émile Coué, 1857-1926, franz. Apotheker, Begründer der Autosuggestion)

Wenn Gedanken Wurzeln fassen - Autosuggestive Selbsthilfe

In diesem Newsletter:

Émile Coué gilt als Vater der Autosuggestion. Er war davon überzeugt, dass positive Sätze den Heilungsprozess seiner Patienten unterstützen konnten. "Ich besitze keine Heilkraft. Nur Sie selbst", sagte Coué zu seinen Patienten. Er leitete sie an, Affirmationen zu sprechen, die Sätze wie ein Mantra zu rezitieren, morgens und abends, halblaut und monoton. Über die Ohren aufgenommen, würden die Worte ins Unbewusste sinken und von dort aus zurückwirken.

Wie Autosuggestion in unserem Gehirn genau funktioniert, das hat die Wissenschaft noch immer nicht präzise herausgefunden. Es lässt sich heute jedoch beobachten, welche Bereiche im Gehirn aktiviert werden, wenn wir uns mit bestimmten Worten und inneren Bildern selbst beeinflussen. Es bestätigt sich dabei, was sich fast von selbst versteht: Individuelle Reaktionen auf bestimmte Worte hängen stets auch von dem ab, was in einem Gehirn bereits angelegt ist.

"Die Seele hat die Farbe deiner Gedanken."
(Marc Aurel)

Gedanken schaffen Tatsachen

Was wir denken und glauben, formt und begrenzt unsere individuelle Welt. Überzeugungen und Vorstellungen bestimmen den Blickwinkel, aus dem wir auf die Welt sehen. Wir erkennen und verstehen, was uns bekannt vorkommt, und ordnen es in unsere Welt ein. Worte entfalten starke Wirkung in uns, prägen unser Denken, schaffen Überzeugungen und rufen Bilder hervor. Wir begreifen Worte auf der Grundlage dessen, was wir gelernt und erfahren haben. Jeder hat seine persönliche Geschichte - und die gleichen Worte müssen deshalb unterschiedliche Wirkung bei verschiedenen Menschen haben.

"Es geht mir von Tag zu Tag in jeder Hinsicht besser und besser." - ein Satz zur Autosuggestion, von Émile Coué als lebenslange tägliche Übung vorgeschlagen - erzeugt in jedem Sprecher andere Bilder, ruft andere Visionen von dem hervor, was tatsächlich besser werden kann und soll. Eine positive Wirkung auf die Entwicklung insgesamt ist dabei nicht bestritten. Es schadet also nichts, sich auf diese einfache Weise mit optimistischen Worten selbst zu unterstützen und sich selbst Mut zuzusprechen. Ein Gedanke fasst in uns Wurzel und wird Teil unserer inneren Welt. Der Gedanke entfaltet Wirkung.

"Die wahre Entdeckungsreise besteht nicht darin, dass man neue Landschaften sucht,
sondern dass man mit neuen Augen sieht."

(Marcel Proust)

Affirmation und Aktion

Mit positiven Sätzen zur Selbstunterstützung - mit Affirmationen - lässt sich etwas bewirken. Die Sätze müssen individuell gefunden werden und genau zu uns passen. Die wiederholte Beschäftigung mit dem positiven Ansatz, das Herunterleiern der Worte und der Wille zur Veränderung wirken zusammen. Allerdings: Nur im Sessel zu sitzen und positive Gedanken zu denken, ist nicht der Weg zu tatsächlicher Verbesserung und der Erfüllung aller Wünsche. Es gehört mehr dazu. Zu dem Denken muss Offenheit kommen, muss optimistisches, selbstverantwortliches und gezieltes Verhalten hinzukommen.
Optimisten haben bereits von Natur aus die Tendenz, sich ihren Problemen eher zu stellen als sie zu vermeiden, ihre Zukunft recht gut zu planen, sich auf das zu konzentrieren, was sie tatsächlich tun können und im Falle eines Scheiterns auch nicht zu schnell aufzugeben. Pessimisten dagegen tun sich damit schwer. Sie geben schnell auf, weil sie ohnehin nicht an einen guten Ausgang glauben, und machen sich das Leben damit schwerer als nötig, fühlen sich insgesamt weniger glücklich und sind häufig nicht zufrieden mit ihrem Schicksal.

An einem amerikanischen College hat man eine Studie dazu durchgeführt, inwieweit Optimismus durch positives Denken zu lernen ist. In einem persönlichen Spielraum gelingt das durch "story-editing-techniques". Ergebnis: Durch das wiederholte Aufschreiben einer eigenen, positiv visionierten Geschichte und das bewusste Suchen nach positiven Denkansätzen lässt sich eine vertrauensvollere Lebenshaltung trainieren. In meinem Blogbeitrag "Wie wird man Optimist?" können Sie mehr darüber lesen.

"Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind, sondern wie wir sind."
(Henry Major Tomlinson)

Innerer Widerspruch

Affirmationen sind ein Selbsthilfeprogramm das funktioniert, wenn wir mit den Worten und Zielen in persönlichem Einklang sind. Geben wir zum Beispiel den Satz: "Ich bin liebenswert" einer grundsätzlich selbstsicheren Person, werden sich ihre Stimmung und ihr Selbstbewusstsein weiter verbessern. Der Satz kann sich an ein bereits vorhandenes Selbstvertrauen anheften. Geben wir den gleichen Satz einer Person, die zu Selbstzweifeln neigt und sich nicht für liebenswert hält - gerade deshalb hat sie sich diese Affirmation ausgesucht -, dann könnte der gleiche Satz in die umgekehrte Richtung wirken: Die Worte lösen einen Widerspruch aus. Sie heften sich an die bereits vorhandene Unsicherheit an und verstärken sie. Das Gegenteil der gewünschten Wirkung tritt ein.

Um das zu vermeiden, muss jeder grundsätzlich für sich erspüren, wie eine Reihe von Worten in ihm/ihr resonieren. Eine innere Unstimmigkeit macht sich schnell durch ein ungutes Gefühl bemerkbar. Widerstand wird spürbar, die Worte werden gesprochen, aber nicht geglaubt.

Damit verfehlt die Selbstsuggestion was sie sein soll: positive Selbstunterstützung. Ich kann gar nicht genug betonen, wie wichtig eine gefühlte Stimmigkeit beim Sprechen einer Affirmation ist. Selbstsuggestive Sätze müssen so formuliert sein, dass sie zu uns passen, dass wir uns selbst glauben und hinter den Worten stehen können, ja uns in ihnen selbst wiederfinden. Die Worte sollten wir so wählen, dass wir einen erwünschten Gedanken auch tatsächlich mit uns selbst verbinden und er zu unserer persönlichen Geschichte passt. Dabei richten wir den Blick nicht nur auf das Erwünschte, sondern wir umarmen auch das Unerwünschte. Licht- und Schattenseiten versöhnen sich und Veränderung wird möglich.

Es ist hilfreich die Worte so zu wählen, dass wir uns selbst Anerkennung schenken für das, was wir sind. Damit verbinden wir dann die Erlaubnis, uns weiterentwickeln zu dürfen. Eine Affirmation kann zum Beispiel mit den Worten beginnen: "Ich öffne mich für ..." oder "Ich bin bereit ... ", "Ich lasse zu ..." oder "Ich ziehe in Betracht ...". Gerade wenn Unsicherheit besteht, ist es entscheidend, Worte für sich zu finden, die sich ganzheitlich annehmen lassen und somit Autosuggestion in eine optimistisch positive Richtung erlauben.

Selbstzuwendung

Autosuggestive Selbsthilfe verlangt mehr als nur ein Dahersprechen von positiven Sätzen. Selbstbejahung kann man lernen, aber man kann sie sich nicht überstülpen. Auf dem Weg achtsamer Selbstzuwendung hilft es, seine Gedanken wahrzunehmen, zu beobachten und sich schreibend besser und besser kennenzulernen und es ist sinnvoll, ein Affirmationstagebuch zu führen. Öffnen wir uns Schritt für Schritt, gehen wir im Einklang mit den eigenen Bedürfnissen und Grenzen - dann stehen die Chancen gut, dass wir uns in die gewünschte Richtung weiterentwickeln, glücklicher mit uns selbst sind und uns der Welt und unserem Schicksal optimistisch und positiv zuwenden können.

Ach ja, und falls Sie es noch nicht gewusst haben sollten: Optimisten leben länger, sind glücklicher und gesünder. Womit die wahre Kraft positiven Denkens doch wieder einmal bewiesen wäre.  lachen

In diesem Sinne, lassen Sie hilfreiche Gedanken in sich Wurzeln fassen!

Herzliche Grüße und bis zum nächsten Mal!

Ihre
Konstanze Quirmbach

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