Newsletter Persönlichkeit wagen - Nr. 61

Persönlichkeitswachstum, Newsletter

"Wer zusieht, sieht mehr, als wer mitspielt."
(Wilhelm Busch, 1832-1908, deutsche Dichter und Zeichner)

Der Zuschauer sieht mehr

In diesem Newsletter:

Willkommen - schön, dass Sie dabei sind!

Wer beobachten will, darf nicht mitspielen.

Worauf genau Wilhelm Busch seine Worte bezogen hat, weiß ich nicht. Doch wenn es ums Sehen und Beobachten geht, fällt mir sofort das Thema Selbstbeobachtung ein, ich ziehe für mich entsprechende Parallelen und stelle Fragen: Wie sehe ich mich selbst als Mitspielerin im Leben? Kann ich Zuschauer meiner Spiele und Spielweise sein? Was erfahre ich, sehe ich dann möglicherweise mehr? Kann ich mich selbst beim Denken und Fühlen, Planen und Tun beobachten? Was sehe ich anderes, wenn ich nicht nur Agierende bin, sondern gleichzeitig in die Zuschauer- und Beobachterrolle wechsle?

Für diejenigen, die sich selbst besser kennenlernen möchten, die Angewohnheiten verändern und bestimmte Ziele erreichen, die ihr Verhalten besser kontrollieren und selbst-bestimmter leben möchten, hat Selbstbeobachtung einen hohen Stellenwert. Richten wir unsere Aufmerksamkeit auf innere Prozesse und Regeln, lernen wir eine Menge darüber, wie diese Mitspieler uns im Leben lenken. Wir werden bemerken, dass Veränderung beginnt, wenn wir beobachten und nicht mehr einfach nur mitspielen.


"Wir können nicht beobachten,
ohne das zu beobachtende Phänomen zu stören ..."

(Werner Heisenberg)

Der innere Beobachter

Wer ist der innere Beobachter? Erfahrung ist wertvoller als Wissen - deshalb schlage ich vor, Sie nehmen jetzt sofort einmal Kontakt auf mit Ihrem inneren Beobachter. Beobachten sie doch bitte einmal JETZT, wie es Ihren Schultern geht. Wie ist Ihre Bein-Haltung? Was sagt Ihr Magengefühl? Was spüren Ihre Fingerkuppen?

Oder beobachten Sie, was Sie gerade denken, während Sie diese Zeilen lesen:
"Ich habe eigentlich gar keine Zeit, mich jetzt auf dieses Thema einzulassen."
"Ich kenne meinen Beobachter schon, ist mir aus dem Achtsamkeitstraining bekannt."
"Das ist ja interessant! Was passiert denn bei mir?"
"???"

Oder beobachten Sie, welche Gefühle sich gerade bei ihnen einstellen:
- Ungeduld
- Neugierde
- Trauer
- Ärger
- ???

Diese drei Übungen machen bereits deutlich, welche Wirkung es hat, sich selbst zu beobachten: Wir gewinnen ein wenig Abstand und schaffen einen Entscheidungsraum. Zusätzlich zu dem was wir tun, denken und fühlen, macht sich ein weiterer Impuls bemerkbar, der sich aus dem Beobachten selbst ergibt - weil wir das Beobachtete stören. Wir können diesen Impuls wahrnehmen und umsetzen, oder ihn einfach nur wahrnehmen und nicht umsetzen. Weil uns etwas bewusst wird, gewinnen wir ein Stück Selbstbestimmung.


"Bewußtheit per se - durch und aus sich selbst heraus - kann heilsam sein."
(Fritz Perls)

Mitspieler

Durch Selbstbeobachtung lernen wir unsere inneren Mitspieler besser kennen. Es sind ja nicht nur diejenigen da, die mit uns an einem Strang ziehen und das "Spiel" gewinnen wollen. Wir haben uns innerlich auch noch mit vielen anderen zu beschäftigen, die sich auf das Spielfeld schmuggeln, Sabotage betreiben oder sich sonst störend einmischen. Wir dürfen Sie als Spielverderber und Spaßbremsen bezeichnen, die viele Gestalten annehmen können. Zum Beispiel agieren sie als ewige Bedenkenträger, als ständige Zweifler, als Sicherheitsfanatiker, als Moralapostel, als schreckliche Angsthasen, als ruhebedürftige Trägheit oder als aufmerksamkeitsheischende Schmerzen, als unbändiger Hunger - und sicher können sie selbst noch ein paar gute Bekannte hinzufügen.

Machen wir uns das Beobachten des inneren Spielfeldes zur Gewohnheit, dann haben wir Chancen, die Nicht-Mitspieler und Saboteure immer besser zu erkennen und herauszufiltern. Im ersten Schritt werden wir zum Beispiel feststellen: Aha, so ist das also, jetzt will mich meine Trägheit daran hindern, das Spiel zu gewinnen! Im zweiten Schritt können wir den Abstand und Entscheidungsraum nutzen und bestimmen, ob wir die Trägheit ignorieren oder ihr nachgeben.
Noch ein weiteres Beispiel: Wenn uns innerer Zweifel überfällt, stellen wir im ersten Schritt fest: Aha, nun zweifle ich also an mir (oder an der Sache). Im zweiten Schritt entscheiden wir: Wollen wir den Zweifeln folgen oder sie ausräumen? Wollen wir den Zweifler anhören und ihn beruhigen? Wollen wir nur die Störungsstrategie erkennen und sie ignorieren? Oder wie wollen wir mit der Situation umgehen?

Es ist eine ganz normale, tägliche Herausforderung des Lebens, innere Konflikte zu unserer Zufriedenheit zu lösen. Die ungeliebten Störer einfach zu ignorieren, reicht meist nicht aus. Das kann sie sogar noch häufiger auf den Plan rufen und massiver werden lassen. Wir müssen ihnen ihren Platz geben und ihnen ihr Recht einräumen - aber nicht gerade dann, wenn wir etwas anderes Wichtiges zustande bringen wollen, sondern dann, wenn sie dran sind. Meine Ermutigung geht dahin: Nehmen Sie sich Zeit für Ihre ungeliebten Anteile und setzen Sie sich mit ihnen auseinander. Der Erfolg: Innere Spannungen lösen sich, die "Störer" brauchen sich nicht als destruktive Kraft zu melden, sondern können vielleicht eine konstruktive Rolle spielen.

"Die Meister beobachten die Welt, vertrauen aber ihrer eigenen Sehkraft.
Sie lassen die Dinge kommen und gehen. Ihr Herz ist offen wie der Himmel."

(Laotse)

"Ich bin offen."

Offenheit führt aus dem Dunkel. Sie führt uns in alle Richtungen.
Als Beobachter können wir von außen in uns hineinschauen, oder wir wechseln den Standort und sehen in die Welt hinaus.

Affirmation, Ich binoffen.

Eine Affirmation aus der Reihe "Ich bin da".
Affirmationskarten, Buch und Poster der Reihe "Ich bin da",
erhältlich im Online-Shop
Informationen zu dem Thema: Affirmationen nutzen


Täglich beobachten

Soll der Prozess der Selbstbeobachtung auf Dauer erfolgreich sein, muss ein dritter Schritt dazu kommen: üben , üben, üben. Die tägliche Praxis der Beobachtung, verstanden als akzeptierendes Ansehen innerer Phänomene, führt zum Verständnis der eigenen Muster und Strukturen. Verständnis führt zu Verstehen. Schließlich: Wer seine Störer genauso gut versteht wie seine willigen Mitspieler und seine ehrgeizigen Spieler und Antreiber, dem gelingt eine insgesamt wohlwollende Betrachtung seiner gesamten Persönlichkeit.

Die tägliche Praxis bewussten Denkens und Handelns lässt sich unter anderem gut mit meinen Affirmationen unterstützen. Sie betonen den fruchtbaren und versöhnlichen Aspekt von Selbstbeobachtung: Wir beobachten die Welt, während wir auf unsere Sehkraft vertrauen und unser Herz öffnen.

Gefällt Ihnen diese Idee? Dann probieren Sie es aus! Um anzufangen, nehmen Sie vielleicht einfach die folgenden Links zu Ihren Favoriten und lassen sich dann täglich zu größerer Bewusstheit inspirieren:

- tägliche Zufallsaffirmationen
- täglich ein motivierendes Zitat

Was wir Tag für Tag tun, hat Einfluss! Ich denke, Wilhelm Busch hat Recht: Lassen wir uns täglich auf die Rolle als Zuschauer unserer eigenen Prozesse ein, sehen wir wesentlich mehr als die einzelnen inneren Mitspieler lachen

In diesem Sinne - bleiben Sie achtsame Zuschauer und Mitspieler!
Bis zum nächsten Mal, herzlichst

Ihre
Konstanze Quirmbach

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