Newsletter Persönlichkeit wagen - Nr. 77

Persönlichkeitswachstum, Newsletter

"G = V + L + W Glück ist gleich Vererbung plus Lebensumstände plus Wille!"
(Martin Seligman, *1942, amerikanischer Psychologe

Über die Vision der Positiven Psychologie

In diesem Newsletter:

Willkommen - schön, dass Sie dabei sind!

Mitte Juli habe ich an dem Kongress des Dachverbandes Positive Psychologie in Berlin teilgenommen und dort unter anderem auch Martin Seligman, den Begründer dieser neuen Richtung im Bereich angewandter Psychologie, persönlich erlebt. Schon seit langem beschäftige ich mich mit dem Thema und ich habe den Vorträgen mit Spannung entgegengesehen. Ich wurde nicht enttäuscht und möchte Ihnen gerne in diesem Newsletter etwas mehr über die Vision der Positiven Psychologie (PP) erzählen.

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Wellbeing

Wohlbefinden - wellbeing - sollte nicht nur die Abwesenheit von Leid bedeuten. Die Vision der Positiven Psychologie ist, dass Wohlbefinden ein Zustand ist, den wir aktiv erzeugen können. Das Neue dieses Ansatzes ist genau dieser Perspektivwechsel. Während im Fokus der Psycholgie traditionell das stand, was schief gelaufen ist in der Entwicklung eines Menschen, steht bei diesem neuen Ansatz das im Zentrum des Interesses, was zu "wahrhaftem Wohlbefinden" (real wellbeing) führt. Die systematische Förderung positiver Gefühle und persönlicher Stärken gilt als Schlüssel und neben dem Ziel werden auch mögliche Wege dorthin definiert.

Das heißt zum Beispiel, dass wir vor allem unsere Stärken bewusst nutzen. Statt an unseren Schwächen herumzudoktern, um unser Leid zu kreisen und jammernd darin stecken zu bleiben, richten wir unsere Aufmerksamkeit auf das, was wir gut können und machen einfach mehr von dem, womit wir uns gut fühlen und erfolgreich im Leben sind. Tun wir das konsequent, steigt allmählich unser Selbstvertrauen, wir fühlen uns sicherer und kommen langsam dem Zustand "wahrhaften Wohlbefindens" einen Schritt näher. Die Logik ist einfach und nachvollziehbar: Sich auf positive Gefühle zu fokussieren, trägt zu größerer Lebenszufriedenheit bei - was auch Glück genannt wird. Das bestätigen Erkenntnisse aus der Neurobiologie und der Emotionsforschung. Konkret jedoch stellt sich die Frage, wie wir selbst zu diesem Glück beitragen können. Der Vorschlag der PP ist: Stärken leben, Talente nutzen, Offenheit für Neues bewahren, gute Gefühle bewusst kultivieren und eine positive Lebenseinstellung pflegen.

Natürlich ist ein wissenschaftliches Interesse immer auch gesamtgesellschaft orientiert. Es geht über das bloße Interesse am Glück des Einzelnen hinaus. Dennoch gilt die einfache Wahrheit: Wenn der Einzelne sich wohlfühlt und glücklich ist, entwickelt sich auch die Gesellschaft insgesamt positiver. Martin Seligman formuliert die Hoffnung, dass sich die Ideen und Methoden der PP in Bereichen wie Erziehung, Schule, Arbeits-Teams und Führungsetagen, Wissenschaft, Medizin, Therapien usw. durchsetzen und zum Aufblühen (Flourishing) der Gesellschaft insgesamt führen.

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Die 5 Säulen menschlichen Wohlbefindens

"Wahrhaftes Wohlbefinden" in dem beschriebenen Sinne baut auf 5 Säulen auf.

Säule 1 Positive Gefühle
Wir können lernen, unsere guten Gefühle zu erkennen und wie sie uns selbst und anderen nutzen. Es liegt an uns, diesen Zustand des Sich-gut-fühlens zu stärken und ihn bewusst als Element eines zufriedenen Lebens immer neu anzunehmen. So einfache Angewohnheiten wie das Schöne zu sehen, erfüllende Momente zu genießen oder dankbar zu sein, nehmen eine zentrale Rolle ein.

Säule 2 Engagement
Begeisterung treibt uns an. Das gilt beim Lernen, beim Arbeiten, bei Freundschaften und Hobbys. In allen Lebensbereichen erfahren wir mehr Glücksgefühle, wenn wir im Flow und mit Engagement bei der Sache sind. Begeisterung bringt jedes Gehirn auf Trab; sie zeigt sich zum Beispiel durch Lust am Lernen, Offenheit der Welt gegenüber, Neugierde und Veränderungsbereitschaft.

Säule 3 Relationships (Beziehungen)
Menschen werden mit dem grundlegenden Bedürfnis nach guten Beziehungen geboren. Wir müssen gesehen werden, um uns zu entfalten; wir müssen uns zugehörig fühlen können und lieben dürfen. Wir brauchen Verbundenheit. Naheliegend und einleuchtend ist also, dass wir erst dann so richtig "aufblühen", wenn wir innige Beziehungen haben und pflegen. Alles dreht sich darum, bewusst seine Beziehungen zu gestalten, zum Beispiel durch kluge Kommunikation, durch Bereitschaft zu Ehrlichkeit, durch Vergebungsbereitschaft und auch durch den Mut, nach vorne statt nach hinten zu sehen und den Augenblick zu leben.

Säule 4 Meaning (Lebenssinn)
In der Pubertät beginnend, suchen alle Menschen nach einem Sinn in ihrem Leben. Wir wünschen uns Berufung und nicht nur eine Arbeit, wir möchten Sinnvolles beitragen und Teil eines größeren Ganzen sein. Das ist manchmal die kleine Gemeinschaft einer Familie, manchmal auch eine Gruppe, für die wir uns engagieren, oder eine Organisation, eine Idee, ein erfüllendes Ziel, das uns am Herzen liegt. Wenn wir Sinnhaftigkeit in unserem Tun und Dasein erkennen, sind wir "glücklich" in einem mehr als materiellen Sinne.

Säule 5 Accomplishment (Errungenschaften)
Was wir in unserem Leben persönlich vollbringen, schaffen und hinterlassen, prägt Selbstvertrauen, Selbstbild und Selbstachtung. Es tut unserem Ego gut, etwas zu erreichen und einen wertvollen Beitrag leisten zu dürfen. Ob das Familie ist, soziales oder Arbeitsumfeld - wenn wir erreichen, was uns wichtig ist, dann verbessert sich auch unsere Lebenszufriedenheit grundlegend.

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PERMA

Die Anfangsbuchstaben dieser 5 Säulen ergeben das Kürzel PERMA. Es ist, so hoffe ich, deutlich geworden, dass wir uns in allen Lebenssituationen auf einer oder sogar gleichzeitig mehreren Säulen von PERMA bewegen. Deshalb ist es auch so wichtig zu erkennen, wie wir selbst diese Säulen tragend oder brüchig machen. Wir tragen aktiv dazu bei, wenn wir uns unserer Stärken bewusst werden und sie absichtsvoll und achtsam für ein gelingendes Leben einsetzen.

Jeder kann das und niemand braucht dazu irgendetwas Neues zu erfinden, denn alles ist bereits vorhanden. "Wenn wir lernen, wie positive Gefühle funktionieren ..." lernen wir nach der Meinung von Martin Seligman unsere Lebenssäulen zu stärken und sie voll auszuleben. Dabei kommen uns besonders sechs Tugenden zu gute: Weisheit+Wissen; Mut; Menschlichkeit; Gerechtigkeit; Mäßigung; Transzendenz. Diese leben wir in Form unserer konkreten Stärken. Und wie immer, wenn es um persönliches Wachstum und Verbesserung geht, spielen Bewusstheit und Umsetzungswille eine entscheidende Rolle.

Ein konkretes Beispiel im Feld der Mäßigung ist die Fähigkeit zur Dankbarkeit. Es gibt immer Gründe, warum wir dankbar sein können. Das Leben ist ein Geschenk - es anzunehmen, ist mit Dankbarkeit verbunden. Die Forschungsergebnisse sind selten so eindeutig wie in diesem Zusammenhang: Alle zufriedenen, erfolgreichen, glücklichen Menschen sind unabhängig von irgendwelchen materiellen Lebensbedingungen immer auch sehr dankbare Menschen. Vielleicht möchten Sie damit beginnen, diese schlichte Angewohnheit täglicher Dankbarkeit bewusst in Ihr Leben aufzunehmen?

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Ich bin dankbar

Eine zentral wichtige Stärke zufriedener und glücklicher Menschen ist Dankbarkeit.

Es ist ganz einfach, Dankbarkeit zu kultivieren: Überlegen Sie jeden Abend, wofür Sie dankbar sind und nennen Sie bewusst drei Dinge, Erlebnisse, Verhaltensweisen, Gefühle oder anderes, das Ihnen an diesem Tag begegnet ist, und wofür Sie dankbar sind.

Affirmationen Affirmationskarten

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Positive Gedanken und Gefühle

Heißt positiv zu sein, nun wie ein Smiley durchs Leben zu gehen? Ich zitiere Martin Seligman aus seinem Buch"Flourish - Wie Menschen aufblühen: Die Positive Psychologie des gelingenden Lebens":

"Sich positive Gefühle 'zunutze zu machen' soll nicht bedeuten, dass Sie nun durch das Leben gehen, indem Sie in allem nur noch das Positive sehen und die ganze Zeit ein breites Lächeln auf dem Gesicht tragen. Der gelbe Button mit dem Smiley-Gesicht ist nicht das, worum es geht. Indem sie erkennen, wie positive Gefühle funktionieren und was sie signalisieren, werden Sie lernen: a) ein aktiver Teilnehmer zu werden, der sich die Gelegenheiten zunutze macht, die sich aus positivem Gefühl ergeben; b) die Anzahl der Momente, in denen Sie positive Gefühle erfahren, sowie die Dauer der positiven Gefühle zu vergrößern; c) ein positiver Teil Ihrer Gemeinschaft zu sein."

Ich finde, hier steckt eine ganze Menge drin, über das es sich lohnt, weiterzudenken. Die Aussicht ist verlockend, auf dem Weg zu meinen eigenen Stärken mehr und dauerhafteren positiven Gefühlen zu begegnen. Das gefällt mir, und deshalb trage ich nun doch ein Lächeln auf meinem Gesicht - und das dürfte durchaus auch die Zustimmung von Mr. Seligman finden.

In diesem Sinne - machen Sie sich gute Gedanken und gute Gefühle, nehmen Sie das Leben positiv und lächeln Sie, wenn Ihnen danach zumute ist. lachen

Schauen Sie auch in meinem Blog vorbei, dort habe ich einen Beitrag zu der Frage geschrieben, was Positives Denken und Positive Psychologie verbindet und trennt.

Und wie immer freue ich mich besonders, wenn Sie mir eine Rückmeldung zu dem Thema schreiben.

Herzlichst

Ihre
Konstanze Quirmbach

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