Mangel – Fülle – Mai – und das kleine Glück immer im Blick
„Sobald der Geist auf ein Ziel gerichtet ist, kommt ihm vieles entgegen.“
(J.W. von Goethe)
Es stimmt. Ist der Geist auf ein Ziel gerichtet, nehmen plötzlich alle Gedanken mehr oder weniger diese Färbung an. Der Geist prüft schon vorab, ob das, was uns begegnet, zum Ziel passt oder nicht – und vergrößert es oder blendet es aus.
Heute früh zum Beispiel bin ich aufgewacht und war ohne ersichtlichen Grund einfach nicht gut drauf. Mein Geist war von Anfang an auf dieses „Ziel“ gerichtet und tat alles, dass das auch so blieb. Er ließ mich ganz klar spüren, wie mich der gerade beginnende Tag nervte: „Nicht noch ein Corona-Tag!“, rief er innerlich. Ich ärgerte mich, dass ich wieder nicht meine Kinder sehen würde. Ich hatte Sehnsucht. Und dass die Tulpen auch schon ihre Blätter hängen ließen, fiel mir auf, als ich grade einen Fleck auf dem Teppich entdeckt hatte – grrrr. Der Blick nach draußen war auch nicht hilfreich, denn es war kalt, wolkig und regnerisch. Ich fror. Mir fiel leider gar nichts Gutes auf oder ein.
Mangel oder Fülle
Irgendwie habe ich zum Glück dann doch noch die Kurve gekriegt. Meine Morgenroutine hat mich gerettet. Denn gewohnheitsmäßig schreibe ich drei Dinge auf, für die ich dankbar bin. Erst als ich darüber nachdachte, wurde mir bewusst, wie ich schon den ganzen Morgen alles im Fokus hatte, was zu meiner schlechten Stimmung passte. Ich war auf den Mangel konzentriert, auf das, was ich nicht hatte und was mir fehlte. In dieser Haltung ist es schwer, wenn nicht unmöglich, dankbar zu sein.
Dankbarkeit richtet sich auf die Fülle. Auf all das, was da ist und was wir als Bereicherung empfinden. Ich brauchte einen kleinen Moment, um das zu erkennen. Ich spürte Widerstand, ich wollte den Ärger und das Meckern noch nicht aufgeben. Und als ich das bemerkte, musste ich über mich selbst lachen – und erst dann konnte ich loslassen.
Mein Kaffee roch so gut und wärmte mich innerlich; „meine Morgenstunde“ fühlte sich privilegiert an, auch dass ich mir Zeit nehmen konnte, über Mangel und Fülle nachzudenken, machte mich jetzt froh; ich freute mich sogar wieder an dem Blick nach draußen und an dem Regen, den die Natur so dringend braucht. Nun war mein Geist mehr und mehr auf Fülle gerichtet. Ich erkannte dankbar, wie gesegnet ich bin, ein eigenes Zimmer zu haben, genug zu Essen im Kühlschrank und ein sicheres Zuhause und noch viel, viel mehr. Ich schätzte und schätze mich glücklich.
Das kleine Glück
Vor kurzen hat mir eine Freundin ein Buch geschenkt mit dem Titel: Das kleine Glück will abgeholt werden. Ja, dachte ich, genau das ist das kleine Glück! Es will entdeckt und gesehen, eingeladen und gewürdigt werden, damit es sich zu uns gesellt und bei uns bleibt. Manchmal nur für kurze Zeit. Doch wenn wir es verstehen, den Geist auf „kleines-Glück-abholen“ einzustellen, dann kommt ihm sehr, sehr vieles entgegen.
Mir wurde klar: Das ist doch eine meiner Kompetenzen! Schon sehr lange nutze ich Affirmationen und empfehle sie natürlich auch anderen. Bereits seit 2006 gibt es meine Affirmationskarten für die Hosentasche, die ich später noch durch Buch und Poster ergänzt habe. Affirmationen sind ideal, um den Geist auf positive und persönlich wirksame Ziele zu richten. Gerade jetzt, wo jeder mit eigenen Unsicherheiten umgehen und seinen Weg durch die Corona-Krise finden muss, sind Affirmationen besonders unterstützend. Sie lassen uns aus unserer inneren Fülle schöpfen und bringen uns mit Dankbarkeit in Berührung. Diese Kombination sorgt für Kraft und Zuversicht. – Das ist schon fast kein kleines Glück mehr.
Der Mai
Zurück zu heute früh. Als ich mein Glück erkannt hatte, fiel mir prompt ein Lied aus der Kindheit ein. Innerlich summte ich die Melodie, die Worte folgten: „Der Mai, der Mai, der lustige Mai, der kommt herangerauschet.“ Ich hatte ein Lächeln auf den Lippen und war nicht sicher, ob das Wort wirklich das richtige war: herangerauschet! Das klingt nach einem energievollen und nicht gerade geräuschlosen Mai. Ja, dachte ich, soll er doch kommen! Ich bin bereit und freue mich auf ihn.
In diesem Sinne, liebe Leser*Innen, lassen Sie uns zuversichtlich und mit Energie in den „lustigen Mai“ starten. Den Geist nicht nur auf die Krise, sondern immer wieder auch auf die Fülle gerichtet. Mit viel Lust und Energie für das, was wir tun. :-)
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