Sind Sie sich heute schon begegnet?
Erfahrungen machen heißt, etwas dazu lernen. Wirkliches Lernen findet intensiv statt, wenn wir später in Gedanken das Erlebte noch einmal bewusst verarbeiten.
Wann nehmen wir uns soviel Zeit zur Auseinandersetzung mit uns selbst? – Meine Antwort darauf ist: beim Schreiben. Das Denken verlangsamt sich und wir hören auch innerlich leisere Töne. Wir wenden uns den eigenen inneren Prozessen zu, kommen bei uns selbst an und können uns bewusst selbst begegnen.
Tägliches Schreiben ist Erdung
Ich persönlich erlebe tägliches Schreiben als eine Erdung in einem Sinne, dass ich mich immer wieder mit mir selbst verbinde. Wir wissen: Man lernt nur diejenigen Menschen wirklich gut kennen, denen man intensiv zuhört. Mit dieser Einstellung kann ich mir selbst begegnen. Ich kann „die Freundin“ sein, die mir liebevoll, kritisch, zugewandt und unterstützend begegnet. In meinem Tagebuch kann ich Schönes, Sorgenvolles, Vergangenes und Zukünftiges ausbreiten. Ich kann Ideen spinnen, Gefühle zeigen, Verrücktes äußern oder Schwieriges planen – ALLES kann ich meinem Tagebuch anvertrauen.
Wir können praktisch jeden Lern- und Entwicklungsprozess mit einem Tagebuch sinnvoll begleiten. Wir schreiben uns etwas von der Seele und nehmen etwas von der Belastung weg. Was für uns persönlich wichtig ist, schreiben wir auf, machen es uns bewusst und geben ihm so einen neuen Stellenwert. Es ist nicht mehr flüchtig und steht uns auch zukünftig bewusster zur Verfügung, weil wir uns näher damit beschäftigt haben. Wir nehmen uns Zeit, Fragen zu klären und etwas auszuformulieren. Wir entwickeln Lösungsideen, fassen Mut und unterstützen uns selbst. Wir übergehen Gefühle nicht, sondern nehmen sie ernst und arbeiten sie ab. Auch Ideen sind hier gut aufgehoben, können wir sie doch jederzeit nachlesen und wieder aufgreifen. Mit einem Tagebuch sammeln und schaffen wir Aspekte und Facetten unserer selbst.
Eine meiner Routinen ist zum Beispiel, jeden Tag meine Affirmation(en) aufzuschreiben. Bei den Dingen, die wir in unser Tagebuch schreiben, zieht uns niemand zur Verantwortung, wir sind niemandem Rechenschaft schuldig. Die Privatsphäre eines Tagebuchs ist einzigartig. Sie erlaubt eine Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit uns selbst gegenüber, die wir im „öffentlichen“ Leben kaum zulassen. Es kann zur Planung ebenso wie zur Rückschau dienen, zum Aufschreiben zukünftiger Visionen aber auch einfach nur das Nachdenken begleiten. Ist erst einmal ein Anfang gemacht, fließen die Worte fast von alleine aufs Papier.
Der für mich wichtigste Effekt: Beim Schreiben zentriere ich mich – mitten in meinem Leben. Jetzt. Hier. Ich behalte den Überblick.
Was sind Ihre Erfahrungen beim Schreiben? Haben Sie Fragen?
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